Cloud oder Aktenkeller: Wo sind eigentlich meine Daten?

KellerHeaven

Wir diskutieren über „Cloud“ und „Big Data“. Unternehmen wenden viel Kapital für geeignete Mittel auf, Echtweltprozesse in die virtuelle Welt zu schaffen. Und die Realität?

Realität: Die meisten Daten sind digital gar nicht vorhanden!

Nach wie vor existieren noch 70 bis 80 Prozent der für uns relevanten Informationen nicht in elektronischer Form. Sie sind nicht einmal in einer direkt verarbeitbaren Form vorhanden. Diese Daten stapeln sich in den Unternehmen als auf Papier gedruckte Information in eigens dafür geleerten Räumen in Kisten und Kartons bis unter die Decke. Sie warten darauf, dass sie bei einem der anstehenden Scannerläufe an die Reihe kommen. Was angesichts der Materialfülle allerdings meistens eher unwahrscheinlich ist.

Schwer vorstellbar im digitalen Zeitalter? Es kommt noch besser! Selbst wenn diese Dokumente tatsächlich endlich irgendwann als Scan vorliegen, heißt dies nicht, dass diese nun elektronische Information direkt verwertbar wäre. Mit etwas Glück lassen sich Dokumente zwar in einem weiteren Schritt über sogenannte OCR (Optical Character Recognition – Optische Zeichenerkennung) zumindest in systematisch verwertbare Daten transportieren. Einen klaren Kontext gibt es dennoch meist nicht und wird es vermutlich auch weiterhin nicht geben. Ein großes Problem für viele Unternehmen. Denn die Daten werden ja gebraucht.

Gibt es Lösungen?

„Dokumentmanagementsysteme“ lautet eine mögliche Lösung. Eine stattliche Anzahl von Unternehmen verdient gutes Geld mit diesen Dokumentmanagementsystemen. Doch sie können die enorme Nachfrage nicht decken. Deswegen gibt es darüber hinaus aber auch noch eine Vielzahl von kleineren Anbietern, die diese Lösung als Zwischenhändler vertreiben oder Implementierungsunterstützung leisten.

Werden solche Systeme mit dem erforderlichen Aufwand eingesetzt, gibt es für die betreffenden Daten also Hoffnung: Irgendwann wird der Tag kommen, an dem aus Daten auf Papier Informationen und aus Formularen Kontext erzeugt wird.

Die Kiste im Keller, neben den Videos …

Bis dahin lautet die wahrscheinlichste Antwort auf die Frage: „Wo sind eigentlich meine Daten?“, aber weiterhin: „Vermutlich in einer Kiste, in einem Keller“. In demselben Keller übrigens, in dem auch all die Video- und Audioinformationen gelagert sind, deren Inhalte in dieser Form nicht zu erschließen, zu katalogisieren und auszuwerten sind.

Fazit: Noch ein weiter Weg

Das Fazit an dieser Stelle kann nur lauten: Wir sind noch sehr weit entfernt von einer kontextsensiblen und universell anwendbaren Verwendung von Informationen im Arbeitskontext einer Maschine, die der menschlichen Informationsverarbeitung entspricht.

Erste Ansätze für semantische Suchmaschinen gibt es beispielsweise mit WolframAlpha. Diese Maschine erfasst Fragen selbstständig aus dem Fragekontexterfasst und beantwortet sie über die Verknüpfung der vorhandenen Informationen. Die Auswertung von Video und Audio bleibt allerdings auch hier weiterhin außen vor.

Der Bedarf an neuen Lösungen und Ideen wird noch über Jahre hinweg groß sein. Es bleibt spannend! – Was meinen Sie dazu?

Der Autor: Dirk Liebich ist Managing Director und Gründer von Digital Tempus. Digital Tempus betreut mit Standorten in den USA und in Europa weltweit agierende Unternehmen und Konzerne in der Vertriebs- und Operationsplanung.

Kontakt: magazin@digitaltempus.com, www.digitaltempus.de

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