„Pferdefleisch“ in jedem Planungskeller!

Pferd

Was Unternehmen aus dem aktuellen Skandal lernen müssen

Eins vorweg: Wir sprechen hier nicht (nur) über Pferdefleisch in der Lasagne. Es geht hier nicht um Ernährungsfragen, sondern um eine völlig andere Sicht. Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, dass morgen Ihr Unternehmen betroffen sein könnte, auch wenn Sie in einer ganz anderen Branche arbeiten? Sie müssen noch nicht einmal direkt involviert sein, um in der Folge große Verluste zu erleiden. Sind Ihnen die Mechnismen klar? Bitte nehmen Sie jetzt angesichts des aktuellen Lebensmittelskandals die Zeit, die Sache einmal gründlich zu durchdenken. Welche Auswirkungen kann ein solcher Vorfall für die Vertriebs- und Operationsplanung haben? Und warum sind die meisten Unternehmen so schlecht darauf vorbereitet?

Nehmen wir noch einmal das konkrete Beispiel „Pferdefleisch in der Lasagne“. 

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Hersteller von Tiefkühlprodukten, gleich welcher Art. Die ersten Nachrichten schwappen aus Großbritannien auf den Kontinent, und Sie wissen bereits: Das Thema wird Sie aus planerischer Sicht in der einen oder anderen Form betreffen. Eigentlich spielt es auch keine Rolle, ob Sie überhaupt ähnliche Produkte anbieten oder ob der potentielle Kunde nur assoziiert, dass Ihre Produkte betroffen sein könnten. Beides wird zu einer Veränderung in der Nachfrage führen. Ersetzen Sie gern das aktuelle Thema durch ein beliebiges anderes, das Ihr Unternehmen und Ihre Produkte irgendwann in der Zukunft treffen kann.

Ich möchte Sie mit auf eine kleine Reise durch die verschiedenen Aspekte der Planung nehmen.

Station 1: Die Sicht der Vertriebsspezialisten

Sie haben die Problematik erkannt. Deswegen müssen Sie jetzt schnell handeln. Sie sprechen deswegen mit den Vertriebsmitarbeitern. Sie ernten Zustimmung, dass dringend etwas geschehen muss. Da der Vertrieb am nächsten am Kunden ist, sollte er eine Antwort auf die Frage nach den Auswirkungen haben. Doch Sie ernten jetzt nur noch: Schulterzucken. – Weiter geht’s.

Station 2: Der Blick auf die Datenbank

Sie sprechen mit Ihrer IT-Abteilung. Sicher haben die alle relevanten Daten in der hausinternen Datenbank. Aber was genau wollen Sie denn wissen? Wie soll der Report denn aussehen? Und übrigens: Die Arbeitsauslastung ist mal wieder sehr hoch, also kann es zwei, drei Wochen dauern, bis Sie Ihre Antworten bekommen. So lange können Sie nicht warten. Müssen Sie doch auch nicht, oder? – Weiter geht’s.

Station 3: Die Sicht der Absatzplaner

Ihre Absatzplaner, die müssten doch etwas wissen! Ja, tatsächlich, auch diese bestätigen Ihre Befürchtungen. Sie vermuten, dass es, sobald die Krise am hiesigen Markt angekommen ist, Auswirkungen geben wird. Aber es gibt keine Planzahlen, die eine verlässliche Aussage zulassen. Jetzt werfen Sie in den Raum: „Das mag ja nicht so starke Auswirkungen haben wie BSE damals, aber vielleicht kann man diese Krise als Beispiel nehmen.“ Gute Idee, aber: Wann war denn die BSE-Krise nochmal? Und haben wir damals eigentlich errechnet, wie groß die Auswirkungen waren? Nach einigem Hin und Her stellen Sie fest: Wir wissen zwar, dass sich die Krise auf unser Geschäft ausgewirkt hat, aber wir haben eigentlich nie sauber errechnet, wie groß die Auswirkungen waren. – Und jetzt?

Station 4: Die stille Kammer

Sie gehen zurück in Ihr Büro und kommen ein weiteres Mal in Ihrer Karriere zu folgendem Schluss, dass alles doch irgendwie krumm und schief ist. Alle wissen „irgendetwas“. Stopp: Falsch. Alle vermuten etwas, manche von ihnen aus dem Bauch heraus, andere haben sogar einige beschreibende Daten. Aber keiner von ihnen verfügt über wirkliche Informationen, geschweige denn fundiertes Wissen.

Ihre Gedanken schweifen weiter: Unser Unternehmen hat so viele Systeme. Wir sammeln so viele Daten. Wir haben Mitarbeiter, die sich mit dem einen oder anderen System auskennen, vielleicht sogar mit allen vorhandenen Systemen. Aber hilft uns das? Nicht wirklich, denn irgendwie passen da Menschen, Prozesse und Systeme nicht so recht zusammen. Die Zutaten sind da, aber wer hat das Rezept, daraus ein gutes Gericht zu kochen? Das muss doch besser gehen!

Da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Ich weiß, dass es besser geht. Ich weiß, dass Ihre Planung Sie auf künftige Krisen vorbereiten kann. Das sollte jedenfalls Ihr Ziel sein, wenn Sie Ihr Unternehmen am Markt sicherer positionieren wollen.

Das ist zu tun:

  • Sie brauchen verlässliche Informationen über Ihre Kunden, deren Verhalten und die Geschehnisse am Markt.
  • Sie brauchen eine Informationslandschaft, die in der Lage ist, externe Informationen so schnell in die bestehende Planung aufzunehmen, dass Sie potenzielle Auswirkungen auf Ihr Unternehmen rechtzeitig verstehen und gegebenenfalls abwenden können.
  • Sie müssen jetzt damit beginnen, nicht erst im Krisenfall.

Wie das im Einzelnen funktioniert, damit haben wir uns hier im Magazin bereits beschäftigt, und wir werden Sie weiter zu diesen Themen informieren und mit Details versorgen. Wenn Sie sich in diesen Gedanken wiederfinden, freue ich mich auf Ihr Feedback.

Der Autor: Dirk Liebich ist Managing Director und Gründer von Digital Tempus. Digital Tempus betreut mit Standorten in den USA und in Europa weltweit agierende Unternehmen und Konzerne in der Vertriebs- und Operationsplanung.

Kontakt: magazin@digitaltempus.com, www.digitaltempus.de

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