Ist Ihr Unternehmen überhaupt noch relevant?

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Lange ist es im Unternehmen gut gegangen. Die Nachfrage des Marktes war zufriedenstellend, der Verbraucher schien mit den Produkten klarzukommen, es ergaben sich gute Margen. Kurzum, alle waren zufrieden. So sollte es bleiben. Doch dann geschah etwas Seltsames: Offenbar veränderten sich die scheinbar etablierten Standpfeiler des Geschäftsmodells langsam aber sicher. Was gestern noch planbar war, war heute nur noch Chaos. Und dann kam die Angst. Eine erste Welle von Einsparungen, verbunden mit sozialverträglichen Entlassungen. Das Thema ist bekannt … – Aber haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, ob dies in Ihrem Unternehmen nicht auch passieren kann? Oder warum es anderswo bereits geschehen ist? Vorausgesetzt, es ist in Ihrer Firma noch nicht passiert ist: Was lässt Sie glauben,  das weiterhin alles so bleibt, wie es jetzt ist? Stellen Sie sich bitte jetzt die einfache Frage: Ist unser Unternehmen noch relevant? Wenn ja, wie bleibt es relevant? Wenn Sie bereits mit Problemen kämpfen und Sorgen Sie umtreiben: Wie kann es relevant werden?

Was heißt überhaupt „Relevanz“?

Relevanz (lat./ital.: re-levare = [den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben) ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit oder Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst. Das Wort ist der Bildungssprache zugeordnet und bezieht sich auf Einschätzungen und Vergleiche innerhalb eines Sach- oder Fachgebietes. Das Antonym Irrelevanz (Adjektiv: irrelevant) ist entsprechend eine Bezeichnung für Bedeutungslosigkeit, Sinnlosigkeit oder Unwichtigkeit. Quelle: Wikipedia.

Die Relevanz Ihres Unternehmens wird sich verändern – aber wie schnell?

Mit Bezug auf Ihre Märkte, Verbraucher und auf die wirtschaftliche Zukunft Ihres Unternehmens könnte man aber auch so fragen: Was macht meine Produkte, meine Dienstleistungen, meine Marke(n) für die Verbraucher wichtig? Wie drückt sich diese Wichtigkeit aus? Stelle ich etwas her oder biete ich etwas an, das ein konkretes Problem löst – im Kontext des Verbrauchers? Damit direkt verknüpft stellt sich die Frage, wie lange dies noch so bleiben wird, wie schnell sich also der bestehende Bereich in den kommenden Jahren verändern wird. Bitte beachten Sie die Tatsache, dass ich nicht die Frage stelle, ob sich etwas verändert, sondern nur wie schnell.

Geht es etwas konkreter?

Bis in die späten 90er Jahre hatten die meisten Unternehmen ihren Außenauftritt im Wesentlichen über Presse und TV. Eine Internetrepräsentanz war zwar in vielen Fällen bereits vorhanden, hatte aber eher rudimentären, informellen Charakter – sicher gab es auch damals bereits Ausnahmen. Im Zuge der ersten Welle (später als Internetblase bezeichnet) entstand eine ganze Reihe von ersten Dienstleistungen und Ideen, die allesamt den Versuch unternahmen, die reale Welt in die virtuelle Welt zu verlagern. Als eines der bekannteren Beispiele sei Amazon.com genannt. Nur wenige haben seinerzeit wohl das unglaubliche Potential dieser Lösung erkannt. Aber fest steht: Zwanzig Jahre später kann sich kaum noch einer die Welt ohne Amazon vorstellen. Fakt ist, Amazon hat vielen Dienstleistern der realen Welt das Geschäft genommen. Warum? Weil der Kunde am Ende nicht Ihr Unternehmen oder Ihr Produkt kauft, sondern eine Lösung für sein Problem. Solange letzteres schnell, einfach und bezahlbar gelöst wird, spricht aus Sicht des Kunden nichts gegen Anbieter wie Amazon – zumal sogar die Rückgabe von Produkten funktioniert.

Und was bedeutet das für Sie? Wenn Sie am heutigen Tage immer noch eine Webseite haben, die im Wesentlichen aus statischem Text besteht und die darüber hinaus wenig bietet, um die Probleme Ihres Kunden zu lösen, dann wird es höchste Zeit. Sie sind bereits im Begriff, an Relevanz zu verlieren. Denn es ist nun am Verbraucher, Sie als besten Lösungsanbieter zu qualifizieren. „Das mache ich aber doch über Werbung“, werden Sie entgegnen. – Ernsthaft? Verbraucherfragen und -probleme mit oder über Werbung lösen? Wohl kaum! Wenn Ihre Antwort weiterhin mit dem Hinweis auf Ihre Marketingabteilung und deren Werbefunktion endet, dann haben Sie die wesentlichen Veränderungen im Verbraucherverhalten immer nicht mitbekommen. Dann wird es Zeit sich Gedanken zu machen. Die anderen tun dies bereits.

Aber was ist zu tun?

Fangen wir damit an, ein Bewusstsein im Unternehmen für die oben beschriebenen Vorgänge zu schaffen. Beginnend mit der Geschäftsführung, bis hin zu den Angestellten, ist es ein unbedingtes Muss, Klarheit und Verständnis für die laufenden Änderungen zu schaffen. Es ist nichts weniger als die digitale Revolution, über die wir sprechen. Ja, Sie haben das richtig verstanden. Digitale Revolution, vergleichbar mit der industriellen Revolution. Ein bereits laufender Prozess, der massive Veränderungen in den meisten Bereichen unseres täglichen Lebens bringen wird – oder sie bereits gebracht hat. Aber eben nicht nur das. Auch als Unternehmen gilt es, die Veränderungen erst zu erkennen, dann zu meistern.

Zum ersten Mal seit Menschengedenken gibt es mehr Mobiltelefone als Menschen auf dieser Welt. Der erste und wichtigste Bildschirm ist nicht mehr der Computerbildschirm, sondern der des Mobiltelefons, gefolgt von Tablets. Wir leben bereits in der „Post-PC-Ära“. Die Menschen – auch Ihre Kunden! – greifen in zunehmendem Maße zuerst zum Telefon, um sich selbst Fragen zu beantworten. Informationen und Rückmeldungen durch die Kollektive (soziale Netzwerke, Foren …) erfolgen schnell und umfassend. Aufgaben müssen schnell und unkompliziert lösbar sein, genau wie dies von Betriebssystemen und Computersoftware verlangt wird. Einfach und schnell, anstatt komplex und klassisch – nicht immer der richtige Weg, aber die Realität.

Welche vordringlichen Fragen sollten Unternehmen sich JETZT stellen? •Welches sind die wesentlichen Säulen meines unternehmerischen Erfolges, und wie dynamisch verändern sich diese? •Haben sich neue Bereiche als Säulen etabliert oder sind bekannte Bereiche weggebrochen? •Wird und kann es mein Geschäftsmodell in einigen Jahren noch geben? Wenn ja, warum? Ist es ein wirtschaftliches, reguliertes, existenzielles, politisches, mit Alleinstellungsmerkmal versehenes Modell? •Welchen Änderungen sind meine Kunden und eventuell deren Kunden unterworfen, und welche Konsequenz kann sich daraus für mich ergeben? •Würden Außerirdische, mit allem erdenklichen Vorsprung ausgestattet, ebenso vorgehen?

Bedenken Sie, noch vor einem Jahr hätte niemand den Ausstieg aus der Kernenergie für möglich gehalten, dann kam er fast über Nacht. Wenn dies in Ihrem Bereich geschieht, sollte die Antwort nicht aus ein paar Entlassungen bestehen. Handeln Sie jetzt. Bevor Ihr Unternehmen seine Relevanz verliert – und den Vorsprung der anderen nicht mehr aufholen kann.

Der Autor: Dirk Liebich ist Managing Director und Gründer von Digital Tempus. Digital Tempus betreut mit Standorten in den USA und in Europa weltweit agierende Unternehmen und Konzerne in der Vertriebs- und Operationsplanung.

Kontakt: magazin@digitaltempus.com, www.digitaltempus.de

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